Warum Neuroleadership?
Neuroleadership basiert auf aktuellen Erkenntnissen der Hirnforschung und hilft Führungskräften, Verhalten und Motivation besser zu verstehen. So wird Führung effektiver, empathischer und menschlicher.
Klare Kommunikation
Wirksamere Führung
Gesündere Teamdynamik
Los geht's mit den Inhalten!
Dieses Training hilft dir, die fünf wichtigsten Neurotransmitter im Arbeitskontext zu verstehen und gezielt, aber verantwortungsvoll (!) einzusetzen, um ein gesünderes, motivierteres und leistungsfähigeres Team zu fördern.
Sie sind winzig, unsichtbar und doch unfassbar einflussreich: Neurotransmitter, die chemischen Botenstoffe unseres Gehirns. Jedes Mal, wenn wir denken, fühlen, entscheiden oder kommunizieren, senden unsere Nervenzellen kleine „chemische Kurznachrichten“ aus – genau das sind Neurotransmitter. Wie kleine Emojis, die wir uns bei Messengern gegenseitig schicken. Diese Neurotransmitter bestimmten mit, wie wir die Welt wahrnehmen, wie wir auf andere reagieren und eben auch, wie wir führen oder geführt werden.
Was oft nach Biologie klingt, ist im Arbeitsalltag hochrelevant: Denn unsere tägliche Zusammenarbeit – Motivation, Konflikte, Stress, Vertrauen, Kreativität – ist weniger eine reine Willensfrage, sondern oft eine neurochemische Realität. Führung ist also nicht nur eine Frage von Strategie, sondern auch eine Frage von Biochemie.
Hier ein paar alltägliche Beispiele:
- Wenn eine Mitarbeiterin nach einem Lob sichtbar aufblüht und hochmotiviert weiterarbeitet – dann war Dopamin am Werk.
- Wenn ein Kollege ständig gereizt oder überfordert wirkt – dann könnte chronisch erhöhtes Cortisol der Grund sein.
- Wenn sich ein Team besonders verbunden und loyal verhält – dann hat Oxytocin dabei geholfen.
- Wenn jemand souverän auftritt und ruhig bleibt – dann war vermutliche Serotonin beteiligt.
- Und wenn im Büro gelacht wird, die Stimmung leicht ist und neue Ideen nur so sprudeln – dann wirken wahrscheinlich gerade Endorphine.
Kurz gesagt: Gehirnchemie ist kein „privates Innenleben – sie ist mitten in der Teamdynamik. Wer als Führungskraft die Wirkung von Neurotransmittern versteht, kann folgendes bewusster gestalten: Motivation entfachen, Stress reduzieren, Vertrauen fördern und die eigene Führungswirkung verstärken. Als Führungskraft bist du also nicht nur Aufgabenverteiler:in, Entscheider:in oder Koordinator:in. Du bist auch Gestalter:in emotionaler und mentaler Zustände. Ob bewusst oder unbewusst, dein Führungsverhalten beeinflusst das chemische Innenleben deines Teams und damit eben Motivation, Kreativität, Zusammenarbeit, Stressniveau und Leistung.
Führung ist also auch: Neuro-Architektur, Verhaltenschemie und Selbstführung.
Bereit? Dann legen wir los. Du verspürst Vorfreude? Gut, denn das ist das Zusammenspiel aus Dopamin und Endorphinen!
Dopamin ist der Neurotransmitter, der unser Gehirn auf Belohnung programmiert. Es wird ausgeschüttet, wenn wir Fortschritte machen, Herausforderungen meistern oder ein Ziel in Reichweite sehen. Dabei geht es weniger um die tatsächliche Belohnung, sondern vielmehr um die Erwartung von Erfolg. Dieses „Belohnungssystem“ treibt uns an, Neues zu lernen, Probleme zu lösen und Ziele zu verfolgen.
Für Führungskräfte ist das hochrelevant: Mitarbeitende erleben Motivation dann, wenn sie regelmäßig spüren, dass ihr Einsatz etwas bewirkt. Dauerbelohnung oder künstliche „Bespaßung“ stumpfen das System jedoch ab. Echte Motivation entsteht durch sinnvolle Ziele, spürbare Entwicklung und das gute Gefühl, auf dem richtigen Weg zu sein.
Kurz gesagt: Dopamin liebt Fortschritt. Und Fortschritt muss sichtbar, machbar und bedeutsam sein, damit er Wirkung entfaltet.
Praxisideen für den Alltag:
- Formuliere Ziele als "Mini-Missionen". Kleine Zwischenziele erzeugen viele kleine Erfolge.
- Feiere Fortschritte, nicht nur Ergebnisse - regelmäßige Erfolgsmomente fördern Motivation.
- Führe eine Erfolgsspalte im Teamboard ein. So wird sichtbarer, was bereits erreicht wurde.
- Gestalte Aufgaben herausfordernd, aber machbar. Das stimuliert dopaminerge Neugier.
- Erkenne individuelle Belohnungstypen. Nicht alle reagieren auf dieselben Anreize gleich.
Serotonin und Oxytocin sind zwei zentrale Neurotransmitter für soziale Stabilität, aber ihre Wirkung geschieht oft unsichtbar und subtil. Serotonin beeinflusst unser Selbstwertgefühl, unseren empfundenen Status im sozialen Gefüge und unser emotionales Gleichgewicht. Menschen mit stabiler Serotoninaktivität erleben sich als souveräner, kooperativer und resilienter. Oxytocin wiederum ist das „Vertrauenshormon“: Es fördert emotionale Bindung, soziale Nähe und das Gefühl von Sicherheit.
Für Führungskräfte bedeutet das: Sie wirken nicht nur durch Ziele und Aufgaben, sondern durch Tonlage, Wortwahl, Körpersprache, Blickkontakt und den Umgang mit Fehlern. Eine respektvolle, verbindliche und vertrauenswürdige Führungskultur aktiviert diese Botenstoffe – und damit auch Zusammenhalt, Loyalität und psychologische Sicherheit im Team. In Teams mit hoher Serotonin- und Oxytocinaktivität entstehen stabile Beziehungen, konstruktive Konfliktfähigkeit und ein echtes Wir-Gefühl – unsichtbar vielleicht, aber hochwirksam.
Praxisideen für den Alltag:
- Zeig echtes Interesse an deinem Team - auch jenseits von Projektthemen.
- Nutze Statussensibilität bewusst - Lob vor anderen, Kritik im Einzelgespräch.
- Stärke Teamrituale wie regelmäßige Check-ins, Frühstücke oder gemeinsame Erfolge.
- Baue psychologische Sicherheit auf, indem du Fragen förderst und selbst auch mal Unsicherheit zeigst.
- Gib Verantwortung statt Kontrolle, das stärkt Vertrauen und Selbstwirksamkeit.
Cortisol ist ein Überlebenshelfer: es aktiviert unser System bei akuten Herausforderungen, macht uns wachsam, schnell und leistungsbereit. Kurzfristig ist das sogar hilfreich, etwa bei Deadlines, Präsentationen oder Krisenmomenten. Doch Cortisol kennt keinen „Feierabend“. Wird der Stress dauerhaft, bleibt der Cortisolspiegel chronisch erhöht – mit gravierenden Folgen: Denken verengt sich, Kreativität sinkt, soziale Empathie nimmt ab, Schlaf und Regeneration leiden.
Im Arbeitskontext ist Cortisol damit ein unsichtbarer Produktivitätskiller, der Konzentration, Zusammenarbeit und Wohlbefinden still untergräbt. Besonders Führungskräfte sind hier gefragt: Sie geben über ihre Kommunikation, Arbeitsstruktur und Prioritätensetzung vor, ob ein Team sich sicher oder daueraktiviert fühlt.
Gute Führung bedeutet nicht, Stress völlig zu vermeiden – sondern ihn gezielt zu dosieren und bewusst wieder abzubauen. Denn wer ständig „on“ ist, kann weder nachhaltig führen noch fokussiert arbeiten. Cortisol braucht nicht Kontrolle, sondern eine kluge Führung mit Pufferzonen, Klarheit und psychologischem Freiraum.
Praxisideen für den Alltag:
- Vermeide chronische "Dringlichkeit". Nicht jede Mail ist ein Notfall.
- Erstelle mit deinem Team einen "Stress-Stop"-Plan mit individuellen Stressstrategien.
- Führe "Silent Hours" - täglich 2-3 Stunden für ungestörtes Arbeiten.
- Sprich offen über Belastung, denn Transparenz entlastet alle.
- Priorisiere regelmäßig neu - das schafft gemeinsam Klarheit und reduziert Stress.
Endorphine sind körpereigene „Wohlfühlstoffe“. Sie werden ausgeschüttet, wenn wir lachen, uns bewegen, Erfolge erleben oder Verbundenheit spüren. Anders als Dopamin, das eher zielorientiert wirkt, schenken Endorphine spontane Energie, Leichtigkeit und Resilienz – sie heben die Stimmung, dämpfen Stress und machen uns sozial offener.
In der Arbeitswelt sind Endorphine oft unterschätzt – dabei sind sie ein Schlüssel für kreative Lösungsfindung, soziale Nähe und emotionale Regeneration. Gerade in komplexen oder angespannten Zeiten bringt ein gemeinsames Lachen oder eine kleine Erfolgserfahrung oft mehr Wirkung als jede PowerPoint-Folie.
Führungskräfte können gezielt zur Endorphinausschüttung beitragen – durch echte Wertschätzung, kleine Rituale, positive Überraschungen und einen Arbeitsstil, der auch Platz für Leichtigkeit lässt. Denn: Ein Team, das gemeinsam lachen kann, kann auch gemeinsam durch Herausforderungen gehen. Führung bedeutet nicht nur Ernst – sondern auch die bewusste Erlaubnis zur Freude.
Praxisideen für den Alltag:
- Bring gezielt Humor ins Spiel, z.B. in Meetings oder bei Präsentationen.
- Integriere Bewegung - Geh-Meetings, Stretchpausen oder Spaziergänge mit dem Team.
- Starte spontane "Lob-Überfälle" - unerwartetes Lob wirkt besonders stark.
- Nutze emotionale Highlights und feiere kleine und große Erfolge bewusst.
- Lass Menschen glänzen - durch Präsentationen oder Verantwortungsübernahme.
Was, Glutamat? Das gibt’s doch nur bei Asia-Food?
Das Mononatriumglutamat (MSG), wie wir es von Lebensmitteln als Geschmacksverstärker kennen, verstärkt den Umami-Geschmack (also das besonders leckere Herzhafte), z.B. in Brühen oder auch Brühwürfeln, Chips und eben Asia-Food. Der Neurotransmitter Glutamat hingegen kann nicht als Pulver hinzugefügt werden, sondern wird im Gehirn selbst produziert. Glutamat aus Lebensmitteln (wie MSG) wirkt nicht direkt als Neurotransmitter – es gelangt unter normalen Umständen nicht einfach ins Gehirn, weil die Blut-Hirn-Schranke das verhindert.
Glutamat als Neurotransmitter ist für das Lernen, das Denken und das Gedächtnis zentral. Glutamat im Essen (MSG) macht dein Essen schmackhaft, aber dein Gehirn nicht schlauer – und normalerweise auch nicht überreizt.
Apropos Glutamat! Noch ein kleiner Leckerbissen für deine Mitarbeitenden zum Schluss: Du hast in den letzten Modulen 20 Praxisideen für deinen beruflichen Alltag kennenlernen dürfen. Aufgabe: Wähle nun fünf davon aus, die du besonders einfach umsetzen kannst. Trage sie dir gleich in den Kalender ein, damit du sie nicht wieder vergisst.
Die Neurotransmitter auf einen Blick
Neurotransmitter
Wirkung
Relevanz im Führungsalltag
Dopamin
Motivation, Belohnung, Antrieb, Neugier
Fördert Zielorientierung, Lernlust, Eigeninitiative im Team. Führungskräfte können gezielt durch Anerkennung und Fortschrittserlebnisse motivieren.
Serotonin
Stimmung, Selbstwert, emotionale Stabilität
Einfluss auf Selbstbewusstsein, Resilienz, soziale Rollen. Führung durch respektvolle Kommunikation; Statussensibilität stärkt Teamstabilität.
Oxytocin
Vertrauen, Nähe, soziale Bindung
Grundlage für Vertrauen, Bindung, Teamzusammenhalt. Führungskräfte können durch Empathie, Sicherheit und Beziehungskompetenz wirksam führen.
Endorphine
Wohlbefinden, Stressreduktion, Euphorie
Positive Stimmung, Spaß und Energie im Team. Führungskräfte profitieren von Humor, Bewegung und gemeinsamen Erfolgsmomenten.
Cortisol
Stressreaktion, Alarmbereitschaft
Chronisch erhöhtes Cortisol blockiert Denken und Leistung. Gute Führung reduziert Dauerstress durch Struktur, Klarheit und realistische Erwartungen.
Adrenalin
Kurzfristige Aktivierung („fight or flight“)
Führung unter Druck erfordert Balance: gezielte Aktivierung ohne Dauerstress. Klare Kommunikation und Ruhe in Krisen sind entscheidend.
Noradrenalin
Wachheit, Aufmerksamkeit, Fokussierung
Unterstützung bei konzentrierter Arbeit und Reaktion auf Belastung. Führungskräfte fördern das durch klare Ziele und Priorisierung.
Acetylcholin
Lernen, Gedächtnis, Konzentration
Zentrale Rolle beim Wissensaufbau, Führung fördert das durch Lernkultur, Zeit für Reflexion und kognitive Pausen.
GABA
Beruhigung, Entspannung, Angstlösung
GABA wirkt als innerer Ausgleich. Führungskräfte können durch emotionale Sicherheit und Achtsamkeit mentale Ruhe fördern.
Glutamat
Lernen, Signalweiterleitung, Neuroplastizität
Grundlage für aktives Denken. Zu viel Stress kann es jedoch überreizen. Führung muss Lernen ermöglichen, ohne zu überfordern.