Worum geht's?
Die Arbeitswelt erlebt derzeit einen Wandel und Unternehmen stehen vor großen Herausforderungen, sich als attraktiver Arbeitgeber zu präsentieren, um bestehende Mitarbeiter:innen zu binden und neue Talente zu finden. Wenn es um Veränderungen geht, kommen Führungskräfte auch um dieses Thema nicht herum: die 4-Tage-Woche. Aufgrund der Relevanz möchten wir dir die verschiedenen Modelle, relevante Vor- und Nachteile der 4-Tage-Woche aufzeigen und euch wichtige und arbeitspsychologische Handlungsempfehlungen und Lösungsansätze mit auf den Weg geben.
Modelle der 4-Tage-Woche
Die tägliche Normalarbeitszeit wird auf bis zu 10 Stunden (bei einer 40-Stunden-Woche) am Tag ausgedehnt. Aber: Hierfür benötigt es eine Betriebsvereinbarung. Eine Ausdehnung der Normalarbeitszeit ist je nach Kollektivvertrag nur bedingt möglich.
Konkret bedeutet dies, dass die mitarbeitende Person in „Teilzeit“ angestellt ist. Dies wirkt sich entsprechend auf das Gehalt auswirkt.
Diese Option ist für Arbeitnehmer die attraktivste und die derzeit am meisten diskutierte Variante. Je nach Unternehmen wird die Normalarbeitszeit pro Woche auf 30, 32 oder 35 Stunden reduziert und das bei vollem Gehalt.
Bei diesem Modell wird die Normalarbeitszeit verschoben und z.B. Fenstertage, bzw. Brückentage eingearbeitet. Dies ist vor allem in Betrieben möglich, die keine festen Öffnungs- oder Servicezeiten haben.
Die Vor- und Nachteile
So weit, so gut. Aber was heißt das jetzt? Wir sammeln mal die einzelnen Vorteile und Nachteile, bevor wir Schluss eine arbeitspsychologische Handlungsempfehlung geben.
Vorteile der 4-Tage-Woche
Gesündere Mitarbeiter:innen
Die bisher größte Studie aus Großbritannien zeigt schlagkräftige Benefits für die 4-Tage-Woche. Bei einem zusätzlichen freien Tag zeigt sich weniger Erschöpfungssymptomatik (39%) und eine Verringerung der Krankenstandstage (65%) – und das bei gleichbleibender Produktivität. Außerdem gaben 71% der Beschäftigten an, weniger unter „Burnout“ zu leiden.
Motiviertere Mitarbeiter:innen
Mit einer 4-Tage-Woche hat das Unternehmen nicht nur gesündere Mitarbeiter:innen sondern auch motiviertere. Durch den zusätzlich freien Tag, sind die Mitarbeitenden sehr daran interessiert, Effizienzgewinne zu erzielen und unnötige Zeitfresser zu minimieren.
Höhere Mitarbeiterbindung
Ein Unternehmen mit einer 4-Tage-Woche präsentiert sich als attraktiver Arbeitgeber und Mitarbeiter:innen sehen dieses Arbeitszeitmodell als großen Benefit. In der zuvor genannten Studie, sank die Zahl der Mitarbeitenden, die das Unternehmen verließen, im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 57%. Arbeitnehmer:innen fällt es leichter ihr Privat- und Arbeitsleben in Einklang zu bringen.
Gut für die Umwelt
Nicht außer Acht zu lassen ist in diesem Zusammenhang auch der Umweltaspekt. Wenn Auto-Pendler:innen (85% in AT) vier statt fünf Mal pro Woche zur Arbeit fahren müssen, würde man in Österreich rund 250.000 Tonnen CO2 weniger pro Jahr in die Luft blasen.
Nachteile der 4-Tage-Woche
Fehlende Sozialarbeitszeit
Müssen dieselben Aufgaben in kürzerer Zeit erledigt werden, ist weniger Zeit für Pausen und Gespräche zwischen Mitarbeiter:innen und Führungskräften. Es besteht die Möglichkeit, dass mittelfristig ähnliche Entfremdungseffekte entstehen, wie sie oftmals von den Lockdowns bekannt sind.
Teilweise Lohnverzicht
Je nach gewähltem Arbeitszeitmodell erhalten Beschäftigte weniger Gehalt. Dies wirkt sich, vor allem in herausfordernden Zeiten wie diesen, auf den Lebensstandard und später auf die Pension bzw. Rente aus.
Höhere Belastung
Mehr schaffen in weniger Zeit. Der Leistungsdruck steigt und bei Mitarbeiter:innen, die ohnehin auf Anschlag arbeiten, stellt sich die Frage, wie das Arbeitspensum abgearbeitet werden soll. Ziel der 4-Tage-Woche darf auf keinen Fall sein, den mentalen Stress der Belegschaft zu erhöhen.
Schlechtes Teamklima
Bei Mischmodellen innerhalb von Unternehmen wird man Antworten liefern müssen. Beispiel Busunternehmen: Warum dürfen Mitarbeiter:innen in der Verwaltung eine 4-Tage-Woche machen und Busfahrer:innen müssen gleichzeitig volle 40 Stunden fahren und ggf. noch Dienste von fehlendem Personal kompensieren? Mitarbeitende können sich dadurch unfair behandelt fühlen, was wiederum zu schlechter Stimmung führt.
Arbeitspsychologische Handlungsempfehlungen
Besonders die Studie aus Großbritannien bringt interessante und schlagkräftige Benefits hervor, die Unternehmen nicht außer Acht lassen dürfen. Jedoch wird es nicht möglich sein, dass ganz Österreich oder Deutschland am Freitag frei hat. Es wird also teilweise eine rotierende 4-Tage-Woche benötigen, um einen Service- oder Produktionsverlust zu vermeiden.
Ein weiterer relevanter Punkt ist die bereits angespannte Situation des Fachkräftemangels. Busfahrer:innen oder Pfleger:innen können bei einer 4-Tage-Woche nicht Gleiches leisten, wie bei einer 5-Tage-Woche. Es benötigt also ⅕ mehr Personal, um fehlende Arbeitszeiten zu kompensieren.
Der wichtigste Punkt ist allerdings, dass sowohl die Geschäftsführung als auch alle Mitarbeiter:innen von der Entscheidung überzeugt sind. Nur so ist dieses Arbeitszeitmodell tragbar, wirkungsvoll und leistet einen Beitrag zum Unternehmenserfolg. Jedes Unternehmen muss individuell entscheiden, ob eine 4-Tage-Woche möglich ist und vor allem, wie diese aussehen soll.
Ein guter Weg, um alle mit ins Boot zu holen, wäre eine Puls-Befragung zum Thema “Wie stehst du zur 4-Tage-Woche?” Damit kann jede:r Mitarbeitende anonym und schnell die eigene Meinung zu diesem Thema äußern. Mögliche Ängste und Sorgen können dadurch bereits im Vorfeld aus dem Weg geräumt werden und die Mitarbeiter:innen erhalten ein Gefühl von Wertschätzung und Partizipation.
Du überlegst, die 4-Tage-Woche in deinem Unternehmen einzuführen?
Mit anonymen Puls-Befragungen findest du schnell und einfach heraus, was deine Mitarbeiter:innen wirklich denken. Bist du auch bereit für eine positive Veränderung am Arbeitsplatz?

