DIE 4-Tage-WOCHE

Wir zeigen dir, welche Modelle und Vor- & Nachteile die 4-Tage-Woche hat und geben dir relevante arbeitspsychologische Handlungsempfehlungen.

Worum geht's?

Die Arbeitswelt erlebt derzeit einen Wandel und Unternehmen stehen vor großen Herausforderungen, sich als attraktiver Arbeitgeber zu präsentieren, um bestehende MitarbeiterInnen zu binden und neue Talente zu finden. Wenn es um Veränderungen geht, kommen Führungskräfte auch um dieses Thema nicht herum: die 4-Tage-Woche. Aufgrund der Relevanz möchten wir dir die verschiedenen Modelle, relevante Vor- und Nachteile der 4-Tage-Woche aufzeigen und euch wichtige und arbeitspsychologische Handlungsempfehlungen und Lösungsansätze mit auf den Weg geben. 

Modelle der 4-Tage-Woche

Grundsätzlich spricht man von einer 4-Tage-Woche, wenn die vereinbarten Arbeitsstunden gleichmäßig auf 4 Tage in der Woche aufgeteilt werden. Dabei kann man zwischen vier Modellen unterscheiden, die vom Arbeitgeber gewählt werden können. 

Gleich viele Stunden in 4 Tagen - gleiches Gehalt

Bei diesem Modell, wird die tägliche Normalarbeitszeit auf bis zu 10 Stunden (bei einer 40-Stunden-Woche) am Tag ausgedehnt. Vorsicht: Hierfür benötigt es eine Betriebsvereinbarung und eine Ausdehnung der Normalarbeitszeit ist je nach Kollektivvertrag nur bedingt möglich.

Weniger Stunden - weniger Gehalt

Konkret bedeutet dies, dass der Mitarbeitende "Teilzeit" angestellt ist und sich dies auch auf sein oder ihr Gehalt auswirkt.

Weniger Stunden - gleiches Gehalt

Diese Option ist für Arbeitnehmer die attraktivste und die derzeit am meisten diskutierte Variante. Je nach Unternehmen wird die Normalarbeitszeit pro Woche auf 30, 32 oder 35 Stunden reduziert und das bei vollem Gehalt.

Gleitende Stunden - gleiches Gehalt

Bei diesem Modell wird die Normalarbeitszeit verschoben und z.B. Fenstertage eingearbeitet. Dies ist vor allem in Betrieben möglich, die keine fixen Öffnungs- oder Servicezeiten haben.

4 Vorteile der 4-Tage-Woche

Die bisher größte Studie aus Großbritannien zeigt schlagkräftige Benefits für die 4-Tage-Woche. Bei einem zusätzlichen freien Tag zeigt sich weniger Erschöpfungssymptomatik (39%) und eine Verringerung der Krankenstandstage (65%) – und das bei gleichbleibender Produktivität. Außerdem gaben 71% der Beschäftigten an, weniger unter „Burnout“ zu leiden. 
Weitere Ergebnisse der Studie findest du HIER

Mit einer 4-Tage-Woche hat das Unternehmen nicht nur gesündere MitarbeiterInnen sondern auch motiviertere. Durch den zusätzlich freien Tag, sind die MitarbeiterInnen sehr daran interessiert, Effizienzgewinne zu erzielen und unnötige Zeitfresser zu minimieren. 

Ein Unternehmen mit einer 4-Tage-Woche präsentiert sich als attraktiver Arbeitgeber und MitarbeiterInnen sehen dieses Arbeitszeitmodell als großen Benefit. In der zuvor genannten Studie, sank die Zahl der MitarbeiterInnen, die das Unternehmen verließen, im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 57%. ArbeitnehmerInnen fällt es leichter ihr Privat- und Arbeitsleben in Einklang zu bringen. 

Nicht außer Acht zu lassen ist in diesem Zusammenhang auch der Umwelt-Aspekt. Wenn Auto-PendlerInnen (85% in Ö) nur mehr vier statt fünf Mal pro Woche zur Arbeit fahren müssen, würde man in Österreich rund 250.000 Tonnen CO2 weniger pro Jahr in die Luft blasen. 
Quelle: ÖGB

4 Nachteile der 4-Tage-Woche

Müssen dieselben Aufgaben in kürzerer Zeit erledigt werden, ist weniger Zeit für Pausen und Gespräche zwischen MitarbeiterInnen und Führungskräften. Es besteht die Möglichkeit, dass mittelfristig ähnliche Entfremdungseffekte entstehen, wie sie von den Lockdowns bekannt sind.

Je nach gewähltem Arbeitszeitmodell erhalten Beschäftigte weniger Gehalt. Dies wirkt sich, vor allem in herausfordernden Zeiten wie diesen, auf den Lebensstandard und später auf die Pension bzw. Rente aus. 

Mehr schaffen in weniger Zeit. Der Leistungsdruck steigt und bei MitarbeiterInnen, die ohnehin auf Anschlag arbeiten, stellt sich die Frage, wie das Arbeitspensum abgearbeitet werden soll. Ziel der 4-Tage-Woche darf auf keinen Fall sein, den mentalen Stress der Belegschaft zu erhöhen. 

Bei Mischmodellen innerhalb von Unternehmen wird man Antworten liefern müssen.  Beispiel Busunternehmen: Warum dürfen MitarbeiterInnen in der Verwaltung eine 4-Tage-Woche machen und BusfahrerInnen müssen gleichzeitig volle 40 Stunden fahren und ggf. noch Dienste von fehlendem Personal kompensieren? MitarbeiterInnen können sich dadurch unfair behandelt fühlen, was wiederum zu schlechter Stimmung führt. 

Arbeitspsychologische Handlungsempfehlungen

Besonders die Studie aus Großbritannien bringt interessante und schlagkräftige Benefits hervor, die Unternehmen nicht außer Acht lassen dürfen. Jedoch wird es nicht möglich sein, dass ganz Österreich oder Deutschland am Freitag frei hat. Es wird also teilweise  eine rotierende 4-Tage-Woche benötigen, um einen Service- oder Produktionsverlust zu vermeiden. 

Ein weiterer relevanter Punkt ist die bereits angespannte Situation des Fachkräftemangels. BusfahrerInnen oder PflegerInnen können bei einer 4-Tage-Woche nicht Gleiches leisten, wie bei einer 5-Tage-Woche. Es benötigt also  mehr Personal, um fehlende Arbeitszeiten zu kompensieren. 

Der wichtigste Punkt ist allerdings, dass sowohl die Geschäftsführung als auch alle MitarbeiterInnen von der Entscheidung überzeugt sind. Nur so ist dieses Arbeitszeitmodell tragbar, wirkungsvoll und leistet einen Beitrag zum Unternehmenserfolg. Jedes Unternehmen muss individuell entscheiden, ob eine 4-Tage-Woche möglich ist und vor allem, wie diese aussehen soll. 

Ein guter Weg, um alle mit ins Boot zu holen, wäre eine Puls-Befragung zum Thema “Wie stehst du zur 4-Tage-Woche?” Damit kann jeder Mitarbeitende anonym und schnell seine Meinung zu diesem Thema äußern. Mögliche Ängste und Sorgen können dadurch bereits im Vorfeld aus dem Weg geräumt werden und die MitarbeiterInnen erhalten ein Gefühl von Wertschätzung und Partizipation

Andreas Hermann, Arbeitspsychologe & CEO

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